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Marktplatzumgestaltung: Stadtverwaltung stellte offenbar Pflastersteine mit Barrieren zur Wahl

Marktplatzumgestaltung: Stadtverwaltung stellte offenbar Pflastersteine mit Barrieren zur Wahl

Der Marktplatz. Foto: Lukas Pohland

Schwerte. Ein nicht unerhebliches Ziel der Marktplatzumgestaltung sollte die Schaffung von mehr Barrierefreiheit sein. Jetzt wurde jedoch bekannt: die Stadtverwaltung stellte im Rahmen der Bürgerbeteiligung Pflastersteine zur Auswahl, die die Barrierefreiheit jedenfalls nicht ausreichend gewährleisten sollen. 

Die Leiterin der AG Inklusion Justine Schneider, die im Sozialamt der Stadt Schwerte tätig ist, findet in ihrer Stellungnahme an den Stadtplaner Christian Heppner klare Worte. „Zuerst bedauert die AG Inklusion sehr, dass sie nicht vorab bei der Auswahl des Pflastermaterials beteiligt wurde“, leitet sie ein. Man hätte so verhindern können, dass nicht barrierefreies Pflastermaterial zur Auswahl stünde. Dazu zählt Schneider den gesägten Naturstein, der in der Bürgerauswahl für die Außenflächen des Marktes gewonnen hatte. Auch der gebrauchte Naturstein, der knapp für die Platzintarsie gewonnen hatte, zähle dazu. 

Weiter heißt es in Schneiders Stellungnahme: „Der Arbeitsgruppe ist nicht ersichtlich, warum barrierearme Alternativen zur Wahl gestellt werden, wenn es barrierefreie Pflaster wie z.B. den Betonstein gibt. Bei lediglich einer von den vier zur Wahl stehenden Alternativen wurde die Barrierefreiheit berücksichtigt. Dies kritisiert die Arbeitsgruppe deutlich.“

„Für uns nicht nachvollziehbar“

„Der Vorschlag eines ‚barrierearmen‘ Pflasters bei gleichzeitigem Vorhandensein ‚barrierefreier‘ Alternativen ist für uns nicht nachvollziehbar“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Marco Kordt zu dem Sachverhalt.  Die CDU-Fraktion werde aufgrund des Bürgervotums für die Außenflächen trotzdem für den gesägten Naturstein stimmen: „Für den Außenbereich gab es ein eindeutiges Bürgervotum für den gesägten Naturstein. Da beide angebotenen Beläge als ‚barrierefrei‘ deklariert waren, wird die CDU-Fraktion dem gesägten Naturstein für den Außenbereich zustimmen.“

Für die Intarsie werde die CDU, entgegen des knappen Bürgervotums, ebenfalls für den gesägten statt dem gebrauchten Naturstein stimmen. Für die Zukunft wünsche man sich die Beteiligung der AG Inklusion. 

„Planungsprozess entbehrte Transparenz“

Die FDP-Fraktionsvorsitzende Renate Goeke kritisiert: „Leider entbehrte der gesamte Planungsprozess einer gewissen Transparenz. Ein derartig zentraler Ort Schwertes muss von seinen Bürgerinnen und Bürgern angenommen werden und hätte in seiner Vorbereitung die Einbindung der Stadtgesellschaft gewährleisten müssen.“ Nicht nur die AG Inklusion sei nicht beteiligt worden, sondern z.B. auch anliegende Geschäfte, Gastwirte oder Nutzer des Marktplatzes. „Da eine grundlegende Motivation zur Marktplatzumgestaltung die der Barrierefreiheit war, müssen alle Entscheidungen im Abwägungsprozess die Barrierefreiheit im Blick haben“, so Goeke.

Die Kritik der AG Inklusion können wir voll nachvollziehen“, erklärt Michael Rotthowe von den Grünen auf Nachfrage dieser Redaktion. Eine abschließende Bewertung könne seine Fraktion indes noch nicht vornehmen, da die Verwaltung die Stellungnahme der AG Inklusion erst mit den Sitzungsunterlagen übermittelt hatte. „Die Stellungnahme der AG Inklusion zeigt jedoch eindeutig, dass in der Vorprüfung der Aspekt der Barrierefreiheit nicht ausreichend berücksichtigt wurde oder andere Aspekte in den Vordergrund gestellt wurden, obwohl die Umgestaltung explizit mit der Herstellung der Barrierefreiheit beworben wird.“

WfS bezweifelt Notwendigkeit von neuem Pflaster

Braucht es überhaupt neue Pflastersteine? Der WfS-Fraktionsvorsitzende Andreas Czichowski sagt: „Es drängt sich nach regelmäßigem Aufenthalt auf dem Marktplatz auf, dass notwendige Ausbesserungsmaßnahmen, eine Reinigung des Pflasters, sowie eine barrierefreie Gestaltung der wichtigsten Wegebeziehungen und die kreative Neugestaltung des Kleinen Marktes mit einfachen Mitteln bestens geeignet sind den Markplatz insgesamt schön und funktional zu gestalten.“ Weiter erklärt er: „Erscheint es nicht eher unverschämt, wenn – von der Wahrnehmung her – fast dreist – vorrangig Geld für die wohl unnötigsten Dinge ausgegeben wird?“

Die SPD-Fraktion wollte sich bis zum Redaktionsschluss dieses Artikels inhaltlich nicht äußern. Die AfD-Fraktion reagierte auf eine entsprechende Anfrage der MeinSchwerte-Redaktion nicht.

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