Schwerte – Fröhlich, inspirierend, aber durchaus auch nachdenklich, wirkte das musikalische Programm der Musikgruppe „Naschuwa“. Es spannt einen weiten musikalischen Bogen, stellt unterschiedliche Seiten der jüdischen Musik-Kultur vor und schlägt Brücken zum Hier und Heute. Neben der virtuosen Musik kommt auch der jüdische Humor nicht zu kurz.
Vom Wohl und Weh des Alltags, vom Zusammenleben im Schtetl und im Ghetto erzählten die
jiddischen Lieder dieser musikalischen Reise. Sie machten auch vor politischer Verfolgung nicht halt, haben also auch geschichtliche Erinnerungen wach gerufen. Die hebräischen Lieder kommen aus dem israelischen Alltag, aber auch aus der Synagoge. Die Klezmer-Musik knüpfte an die Tradition der Klezmorim an, die jahrhundertelang auf Hochzeiten, Bar Mizwoth und anderen Festen gespielt wurden. Eigenkompositionen im Stil der traditionellen Klezmer-Musik rundeten das Repertoire ab und lassen persönliche Einflüsse erkennen.
Naschuwa über ihre Konzerte: „Als Nichtjuden führen wir – zusammen mit unserem Publikum – ein musikalisches Gespräch mit jüdischer Kultur. Wir wenden uns einer Welt zu, die einmal unter uns lebendig war, Land und Leute in Deutschland mit geprägt haben, und lassen uns von ihr bereichern.“ Der damalige Bundespräsident Johannes Rau schreibt in einem Brief an Tom Damm über die Arbeit von Naschuwa: „Ihr besonderer Beitrag zum christlich-jüdischen Dialog, Ihre Appelle gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit verdienen Anerkennung und Hochachtung.“ Im Kontakt mit dieser zutiefst menschlichen, Grenzenaufsprengenden Musik und Kultur führt sich jede Form von Rechtsextremismus selbst ad absurdum.
Seit 30 Jahren tingelt Naschuwa – zunächst als Duo – durch Deutschland und Europa und gibt Konzerte, spielt in Kirchen, Synagogen und Jazzkellern, auf Kulturfesten und Kirchentagen, in Museen und Gedenkstätten. Die Musiker versuchen, mit ihren Liedern und Klezmer-Stücken sowie den eingestreuten Erklärungen eine uns fast verloren gegangene jiddische Kultur wieder lebendig werden zu lassen. Vor 17 Jahren – anlässlich der Studio-Aufnahmen für die CD „dos lebn is a tants“ – sind die Musiker Rainer Ortner und Peter Netta dazu gestoßen, vor 5 Jahren der Bassist Knud Krautwig.