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Schwerpunktthema Nachhaltiges Wirtschaften: IHK-Wirtschaftsgespräch Schwerte in der Rohrmeisterei

Schwerpunktthema Nachhaltiges Wirtschaften: IHK-Wirtschaftsgespräch Schwerte in der Rohrmeisterei

Das IHK-Wirtschaftsgespräch Schwerte in der Rohrmeisterei (v.l.): Philipp Halbach, Stefan Schreiber, Gudrun Engelhardt, Tina Risse-Stock, Antje Boldt, Michael Adel, Stefan Peltzer, Dimitrios Axourgos, Egon Schrezenmaier und Sebastian Kirchmann. Foto: IHK zu Dortmund/Oliver Schaper

Schwerte. Nachhaltiges Wirtschaften angesichts der aktuellen Energiekrise war das Schwerpunktthema des Wirtschaftsgesprächs der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund am 22. September in Schwerte. Dazu konnten die beiden Mitglieder der IHK-Vollversammlung, Tina-Risse Stock, Geschäftsführerin der Blumen-Risse GmbH, und Philipp Halbach, Geschäftsf. Gesellschafter der Diagramm Halbach Verwaltungs GmbH, gemeinsam mit IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber und Regionalbetreuer Michael Adel mehr als 60 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung in der Rohrmeisterei begrüßen.

Zunächst erläuterte Halbach Zahlen aus dem Konjunkturbarometer für den Monat August 2022: Das zeige im verarbeitenden Gewerbe einen steigenden Gesamtumsatz im IHK-Bezirk und eine durchweg positive Entwicklung der Auslandsumsätze. Im ersten Halbjahr 2022 erzielten die Unternehmen im IHK-Bezirk demnach einen Gesamtumsatz von 8,03 Mrd. Euro. Das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 16,4 Prozent. Dabei liegen die Unternehmen im Kreis Unna mit einem Gesamtumsatz von 3,63 Mrd. Euro um 16,9 Prozent höher (3,1 Mrd. Euro) als im Vorjahreszeitraum. Beim Auslandsumsatz verbuchten die Unternehmen im IHK-Bezirk im ersten Halbjahr 2022 einen Anstieg um 14,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Kreis Unna war der Anstieg noch höher und liegt bei 19,6 Prozent. Die Exportquote liegt im Kreis Unna bei 39 Prozent (Vorjahr 38,1 Prozent).

„Die vorgestellten Zahlen lassen vermuten, der Wirtschaft müsste es eigentlich gut gehen“, so Halbach. Allerdings werden diese vermeintlich guten Entwicklungen überschattet von Ereignissen, die im wahrsten Sinne des Wortes noch nicht „eingepreist“ seien. Rahmenbedingungen wie stockende Lieferketten, der Mangel an Rohstoffen und Materialien werden sich in den Unternehmenskennzahlen erst in den kommenden Wochen und Monaten widerspiegeln. Hinzukommt die regelrechte Explosion der Energiepreise und die damit im Zusammenhang stehenden Unsicherheiten der Rohstoffversorgung.

„Die Maßnahmen der Politik sind meiner Einschätzung nach halbherzig. Ein Schritt wäre sicherlich ein klar definierter Eingriff in die Bildung der Gas- und Strompreise“, so die Forderung Halbachs. „Als Unternehmer tut man sich bekanntlich schwer, wenn nun staatliche Eingriffe verlangt werden. Allerdings ist die Politik auch einer der Hauptverursacher der bestehenden Abhängigkeitslage und ein schnelles und engagiertes Handeln ist gefordert.“ Zum Abschluss seines Vortrags ging Halbach noch auf den Ausbildungsmarkt ein: Zum Stichtag 31.08.2022 hatte die IHK für Schwerte eine deutliche Erhöhung von 25 Prozent (145 Verträge) der Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr (116 Verträge) zu verzeichnen. Allerdings liegt der absolute Wert noch unter dem Niveau der Ausbildungszahlen vor der Pandemie (154 Verträge).

Schwertes Bürgermeister Dimitrios Axourgos wies in seinem Wortbeitrag darauf hin, dass er trotz Krisenmodus weiterhin darauf verzichten wolle, die Grund- und Gewerbesteuer zu erhöhen: „Wir müssen auch weiterhin Investitionen in die Zukunft unserer Stadt auf den Weg bringen. Ich bin zuversichtlich, dass die Stadt Schwerte auch für das Jahr 2023 wieder einen genehmigungsfähigen Haushalt ohne Steuerhöhungen auf die Beine stellen wird.“ Die Stadt sei sehr daran interessiert, mit der heimischen Wirtschaft weiterhin ein engmaschiges Netz für eine effektive Zusammenarbeit zu knüpfen.

„Über eine andere Entwicklung freue ich mich persönlich ganz besonders. Denn im Kampf gegen Leerstände in der Innenstadt verzeichnen wir im Zusammenspiel mit dem Schwerter Stadtmarketing Erfolge. Fördermittel des Landes werden zielgerichtet für die Belebung der Innenstadt eingesetzt“, ergänzte der Bürgermeister. Smart City sei das Zauberwort, das mehr und mehr Bedeutung auch für die Arbeit in der Verwaltung erhalte. Es sei ein Sammelbegriff für gesamtheitliche Entwicklungskonzepte, die darauf abzielten, Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. „Wir haben uns aufgemacht, für technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen zu sorgen. E-Government hat Einzug gehalten und sowohl Bürger als auch Unternehmen den unkomplizierten und zeitlich unabhängigen Zugang zu den Leistungen des Rathauses ermöglicht – jeden Tag ein bisschen mehr“, erläuterte der Bürgermeister.

IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber zeigte den neuen Imagefilm der IHK zu Dortmund und warb für eine hohe Beteiligung der Unternehmen bei den Wahlen zur IHK-Vollversammlung im Oktober. Im Anschluss stellte er kurz eine neue Initiative zur Fachkräftegewinnung vor: Im gesamten IHK-Bezirk sind Busse mit Motiven von echten Auszubildenden unterwegs, die junge Menschen motivieren sollen, es ihnen gleich zu tun und sich für eine duale Ausbildung zu entscheiden. „Besonders freue ich mich, dass sich der Ausbildungsmarkt nach zwei Corona-Jahren erholt und wir da optimistisch in die Zukunft blicken können“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Sorgen bereiten Schreiber die steigenden Preise für Energie, also Strom und Gas. Diese stellten nicht nur für die Verbraucher, sondern auch für die energieintensiven Betriebe eine Belastung dar. Nicht wenige Unternehmen sehen sich dazu gezwungen, die Produktion herunterzufahren oder sogar ganze Geschäftsbereiche aufzugeben. Das treffe auf 15 Prozent aller Industrieunternehmen und rund ein Drittel der energieintensiven Betriebe zu.

Tina-Risse Stock stellte kurz die Pläne für ein modernes zentrales Schulungszentrum für die Auszubildenden, das am Firmensitz in Westhofen entstehen soll. Jährlich starten regelmäßig zwischen 50 und 60 junge Menschen bei Blumen Risse ins Berufsleben. Sie kommen aus vier Bundesländern, über die sich das Filialnetz mittlerweile erstreckt. Bisher erhalten sie ihren Blockunterricht noch im firmeneigenen Schulungszentrum in Recklinghausen, das künftig in den Neubau nach Westhofen umziehen soll.

Als Vertreterin der Wirtschaftsjunioren Dortmund Kreis Unna Hamm bei der IHK zu Dortmund e.V. – quasi der Nachwuchsorganisation der IHK –, gab deren stellvertretende Vorsitzende Antje Boldt einen Überblick über das Jubiläumsjahr zum 70-jährigen Bestehen und den damit verbundenen zwei großen Veranstaltungen: den Juniorentag NRW am 4. November 2022 und die Landeskonferenz NRW vom 12. bis 14. Mai 2023.

Zum Schwerpunktthema Nachhaltiges Wirtschaften gab Gudrun Engelhardt, Bereichsleiterin Nachhaltiges Wirtschaften bei B.A.U.M. Consult GmbH, Hamm, in ihrem Vortrag „Nachhaltigkeit als Chance“ einige Impulse. So profitierten Unternehmen, die sich auf den Weg zu mehr und ernst gemeinter Nachhaltigkeit machen, einerseits auf vielfältige Weise davon: sei es als attraktiver Arbeitgeber, als Innovationstreiber oder als Garant für Krisenfestigkeit. Andererseits werde die Freiwilligkeit im Nachhaltigen Wirtschaften mehr und mehr abgelöst durch strengere gesetzliche Vorgaben, wie der neuen Berichtspflicht mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), der EU-Taxonomie und dem Lieferkettengesetz. Dazu kommen die aktuellen Fokusthemen wie CO2-Bilanzierung und Kreislaufwirtschaft, die ebenfalls gesetzlich immer stärker untermauert und getrieben werden.

Über diese Thesen diskutierte Gudrun Engelhardt im Anschluss mit Sebastian Kirchmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwerte GmbH, Egon Schrezenmaier, Geschäftsführer der Schrezenmaier Kältetechnik GmbH & Co. KG, und Philip Halbach. Moderiert wurde die Diskussion von IHK-Referent Stefan Peltzer.

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