Wie fast überall in Deutschland, steigen auch im östlichen Ruhrgebiet die Corona-Fallzahlen wieder leicht an: Am 2. November 2021 wurden 86 neue Fälle und eine Gesamtzahl von 21.939 Infizierten im Kreis Unna gemeldet. Allein in der Stadt Schwerte waren 2.076 Menschen mit Corona infiziert. Das sind um 19 mehr als vier Tage zuvor.
Momentan sind in dieser Region etwa zwei Drittel aller Menschen gegen das Coronavirus geimpft, sodass es sicherlich weniger Neuansteckungen als im Vorjahr geben wird.
Wenn man sich jedoch mit COVID-19 ansteckt, ist es gut zu wissen, dass es bei schweren Verläufen effektive Behandlungen gibt. Laut einiger aktueller Forschungen könnte das Asthma-Medikament Budesonid eine wirksame Behandlung ermöglichen.
In der Pharmazie ordnet man Budesonid in die Gruppe der nicht-halogenierten Glukokortikoide ein. Es wird häufig als entzündungshemmendes Medikament eingesetzt.
Normalerweise verabreicht man Budesonid bei Atemwegserkrankungen wie Asthma und mittelschwerer bis schwerer COPD durch Inhalieren.
Bisher haben schon einige Studien gezeigt, dass das Inhalieren von 1600 Mikrogramm (µg) Budesonid pro Tag die Erholungszeiten von Patienten mit leichter COVID-19-Erkrankung erfolgreich verkürzt. Darüber hinaus haben die Forschungen gezeigt, dass Budesonid gegen humane Rhinovirus-Infektionen wirkt. Die hemmende Wirkung von Budesonid in Kombination mit Glycopyrronium und Formoterol gegen das saisonale Coronavirus wurde ebenfalls dokumentiert.
Eine Studie, die in der Fachzeitschrift Viruses veröffentlicht wurde, untersucht die antivirale In-vitro-Wirkung von reinem Budesonid und Pulmicort gegen COVID-19.
Dabei beobachteten die Wissenschaftler, dass die Behandlung mit höheren Konzentrationen von Budesonid, sowohl der reinen Version als auch von Pulmicort, antivirale Aktivität zeigte und die Anzahl der Viren reduzierte.
Das Kortikosteroid Budesonid wirkt in vitro antiviral gegen SARS-CoV-2.
Dieses Ergebnis steht im Einklang mit früheren Forschungen, die gezeigt haben, dass die Inhalation des Kortikosteroids Ciclesonid die genetische Replikation von SARS-CoV-2 und MERS-CoV unterdrückt.
Die ermutigenden Ergebnisse aus den Labors wurden durch Studien an Patienten bestätigt. Bei einer Studie der Universität Oxford mit dem Titel „Platform Randomised Trial of Interventions against COVID-19 in Older People“ (PRINCIPLE) zeigte sich, dass eine frühzeitige Behandlung mit inhalativem Budesonid die Genesungszeit bei COVID-19-Patienten mit einem geschwächten Immunsystem um durchschnittlich drei Tage verkürzt.
PRINCIPLE ist die weltweit größte randomisierte kontrollierte Phase-3-Studie, die eindeutige Beweise für eine wirksame COVID-19-Behandlung erbringen soll, welche die Genesungszeit erheblich verkürzen kann. Als eine der vorrangigen Plattformstudien der britischen Regierung haben die Ergebnisse von PRINCIPLE das Potenzial, die Behandlung von frühen Stadien von COVID-19 außerhalb der Krankenhäuser im Vereinigten Königreich und in der ganzen Welt zu verändern.
Inhalatives Budesonid ist sicher, nicht teuer und leicht verfügbar. Es wird überall auf der Welt in Inhalatoren zur Behandlung von Asthma und chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen eingesetzt.
Für einen ersten Bericht wurden insgesamt 961 Patienten nach dem Zufallsprinzip für die Behandlung mit inhalativem Budesonid in ihrem eigenen Heim ausgewählt und mit 1819 Patienten verglichen, die nach dem Zufallsprinzip nur die übliche NHS-Standardversorgung erhielten. Auf der Grundlage dieses Berichts zeigte sich, dass die Behandlung mit inhalativem Budesonid den Zeitraum bis zur Genesung um durchschnittlich drei Tage verkürzt.
Diese aufregende Erkenntnis über die Wirkung von inhalativem Budesonid wäre ohne den Beitrag der englischen Patienten, die sich freiwillig an der Studie beteiligt haben, nicht möglich gewesen: Ihre Teilnahme wird Ärzten und Krankenschwestern auch hierzulande helfen, Menschen mit COVID-19 eine bessere, evidenzbasierte Behandlung zukommen zu lassen. Den Organisatoren von PRINCIPLE ist dafür zu danken, dass sie die zügige Durchführung der Studie möglich gemacht haben.
Nun zeichnet sich durch die wirksamen Impfstoffe und eine bessere Versorgung schwerer Fälle das Ende der Pandemie am Horizont ab, wodurch auch die Coronakrise in NRW langsam ihrem Ende zugehen dürfte.
