Schwerte/Hagen. Die LED-Tafel mit „Bitte folgen“ oder die rote Anhaltekelle – ein falscher Bundespolizist war auf Tour. Mit seinem BMW gab er sich als ziviler Polizeibeamter aus. Und kassierte Bargeld. Besonders bizarr: der Tatverdächtigte Leif I. (20) aus Hagen ist tagsüber Lebensretter für den Rettungsdienst.
Dem 20-Jährigen wird eine Serie von Betrügereien auf der A45 vorgeworfen, wie die Westfalenpost berichtet. In mindestens zehn Fällen solle er skrupellos Bußgelder kassiert haben. In Mittelhessen wird er dann gefasst. Ein Anrufer konnte unbemerkt die tatsächliche Polizei kontaktieren.
Leif I. hatte bei seiner Festnahme eine Fake-Bundespolizei-Uniform an und führte eine Schreckschusswaffe mit sich. Im BMW fanden sie Quittungen, Anhaltekelle, Funkgerät, LED-Tafel und Fake-Kennzeichen.
Vorfall auf Autobahn bei Schwerte
Rückblick: auch in Schwerte kam es im Juli 2021 zu einem so gelagerten Vorfall. Ein 20-jähriger Schwerter und sein Bekannter waren mit ihrem Auto nachts auf der A1 in Fahrtrichtung Bremen unterwegs, als sie in Höhe der Raststätte Lichtendorf einen dunklen 5er BMW auf der linken Fahrspur bemerkten. Kurz darauf überholte das Fahrzeug mit einem BP-Kennzeichen den Wagen der Geschädigten. Der BMW-Fahrer hielt eine rote Kelle aus dem Fenster und forderte somit die Geschädigten zum Anhalten auf. Weil die Geschädigten glaubten, dass es sich bei dem BMW um ein ziviles Fahrzeug der Bundespolizei handelt, folgten sie dem Wagen über die Ausfahrt A44 in Fahrtrichtung Paderborn. Auf einem Standstreifen hielten beide Autos an.
Eine männliche Person mit einem schwarzen T-Shirt mit weißem „Polizei“-Aufdruck stieg aus dem BMW, ging zum Beifahrerfenster der Geschädigten, stellte sich als Polizist vor und verlangte Führer- und Fahrzeugschein. Mit den ausgehändigten Dokumenten ging der Mann zurück zum BMW. Nach nicht mal einer Minute kam der Täter wieder und warf den Geschädigten vor, sie seien 30 km/h zu schnell gefahren. Deshalb verlangte der falsche Polizist vor Ort ein Bußgeld in Höhe von 140 Euro – und zwar als Barzahlung, weil er über kein EC-Kartengerät verfüge. Nachdem der Geschädigte sagte, dass er nicht so viel Bargeld bei sich hat, aber einen Bankautomaten aufsuchen könnte, sagte der falsche Polizist, dass er dafür keine Zeit habe und wieder losmüsse. Ein Bußgeldbescheid käme per Post, bei einem umgehenden Zahlungseingang würden auf Punkte sowie ein Fahrverbot verzichtet werden. Anschließend stieg der falsche Polizist in den BMW und fuhr davon.
Berufliche Konsequenzen für I.
Ob es sich bei dem Vorfall in Schwerte um Leif I. (20) handelte? Bestätigten möchte Polizeisprecherin Vera Howanietz das nicht. Doch sie dementiert nicht: „Eine Übereinstimmung wird geprüft“, antwortet sie auf Nachfrage von MeinSchwerte. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.
Die Vorwürfe gegen Leif I. wiegen schwer: Betrug, Erpressung, Amtsanmaßung, Kennzeichenmissbrauch, Verstoß gegen das Waffengesetz. Dem betrügerischen Lebensretter drohen nun auch berufliche Konsequenzen.