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Falsche Polizisten: Nur einer der vier Angeklagten aus Schwerte muss in Haft

Falsche Polizisten: Nur einer der vier Angeklagten aus Schwerte muss in Haft

Onur Ö. (22, re.) ist als einer der vier Angeklagten auf freiem Fuß. Hier ist er mit seinen beiden Verteidigern zu sehen. Fotos: Helmut Ullrich

Schwerte/Hagen. Urteilsverkündung im Landgericht Hagen gegen die vier jungen Männer, die sich als Polizisten ausgaben und zahlreiche Senioren um ihr gesamtes Erspartes gebracht hatten (die Gesamtbeute lag bei 225.000 Euro).

Sämtliche Haftbefehle der Kammer wurden aufgehoben, alle Angeklagten kamen auf freien Fuß und bedankten sich am Ende der Verhandlung vor Freude lachend bei ihren Verteidigern. Nur Erkan Y. (18) muss demnächst zurück ins Gefängnis. Er bekam als einziger der Angeklagten keine Bewährung und soll für zweieinhalb Jahre in Jugendhaft. Die Kammer fand ihn in sechs Fällen für schuldig unter dem Vorwand, ein Polizist zu sein, größere Geldbeträge von Senioren ergaunert zu haben. Salvatore F. (46) wurde wegen Beihilfe in fünf Fällen verurteilt. Der Italiener braucht seine zweijährige Haftstrafe nicht antreten, auch er bekam eine Bewährungschance. Allerdings muss er 200 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten. Onur Ö. (22, vier Fälle) erhielt eine Jugendstrafe von zwei Jahren, ebenfalls auf Bewährung. Und Robin Sch. (20) kam mit einer anderthalbjährigen Bewährungsstrafe davon. Das Gericht machte dem Deutschen zur Auflage, 150 Stunden gemeinnützige Arbeit zu erbringen.

Richter Marcus Teich erklärte in seiner Urteilsbegründung, im Verfahren sei die „internationale Bandenstruktur offengelegt“ worden. Die Hintermänner mit der entsprechenden Logistik würden in der Türkei sitzen. Diese würden von Callcentern aus ältere Menschen in Deutschland anrufen und entsprechend einschüchtern und unter Druck setzen – sie sollten der Polizei ihr Erspartes übergeben, um es in Sicherheit zu bringen. Die Angeklagten aus Schwerte hätten vor Ort dann „als Fahrer und Läufer“ das Geld abgeholt. Die Anweisungen dazu seien aus der Türkei gekommen. Die Provision dafür sei erfolgsabhängig ausgezahlt worden. Teich: „Je mehr bei den älteren Menschen erbeutet werden könnte, desto größer war der Betrag.“

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