Schwerte. Untersuchungshaft und Geldstrafe: Dieser nächtliche Sprit-Diebstahl hat sich für zwei junge Weißrussen wirklich nicht gelohnt.
Letzten Samstag (12. Oktober), um 1.04 Uhr nachts. Ein Zivilfahrzeug der Polizei fährt durch das Gewerbegebiet am Osthellweg. Da beobachten die Beamten zwei junge Männer, die sich an einem abgestellten Sattelschlepper zu schaffen machen: Sie haben den Tankdeckel des Lastwagens abgeschraubt und saugen mit Hilfe eines Schlauchs Diesel ab. Der Kraftstoff fließt in einen 25-Liter-Kanister, den sie mitgebracht haben (MeinSchwerte berichtete).
Die Zivilpolizisten sind einem Sprit-Klau auf der Spur. Sie fahren zunächst am Tatort vorbei und informieren sofort ihre uniformierten Kollegen. Als sich die Streifenwagen nähern, machen sich die beiden Männer in der Dunkelheit auf die Flucht. Sie steigen in ihren Sattelschlepper und fahren davon. Doch keine 500 Meter weiter werden sie gestoppt und verhaftet.
Beim illegalen Abzapfen lief auch Sprit daneben
Die vergangenen sechs Tage saßen Vitali K. (30) und Stanislav V. (32) für ihren Diesel-Diebstahl in Untersuchungshaft. Heute (Freitag, 18. Oktober) fand vor dem Hagener Amtsrichter Dirk John das beschleunigte Verfahren (Az. 78 Ds 126/19) gegen die beiden Weißrussen statt. Sie räumten die Tat ein. Beim illegalen Abzapfen sei auch etwas Kraftstoff daneben gelaufen. Aber der Tankdeckel sei unverschlossen gewesen, deshalb würde hier kein besonders schwerer Fall von Diebstahl vorliegen. Die Staatsanwältin forderte für beide Angeklagten jeweils 2400 Euro Geldstrafe.
Richter John erschien die beantragte Geldstrafe zu hoch: Die beiden jungen Männer wären bislang in Deutschland noch nicht mit Straftaten in Erscheinung getreten. In Weißrussland würden sie als Kraftfahrer nur knapp 1000 Euro im Monat verdienen. Zudem hätten sie für ihren Sprit-Klau schon sechs Tage hinter Gittern gesessen. Der Richter hielt für jeden Angeklagten eine Geldstrafe in Höhe von 300 Euro für ausreichend. Die beiden Haftbefehle wurden aufgehoben.
Der Sattelschlepper der beiden Weißrussen wurde übrigens zwischenzeitlich auf Antrag der Polizei von einem Abschleppdienst versetzt: Er steht jetzt 200 Meter vom Einsatzort entfernt an der Hörder Straße. Die aus der U-Haft entlassenen weißrussischen Kraftfahrer wollen sich den Schlüssel zu ihrem Fahrzeug noch heute auf der Polizeiwache an der Hagener Straße 13 abholen.