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​Treuer Stadt-Mitarbeiter aus Schwerte soll für 16 Monate ins Gefängnis

​Treuer Stadt-Mitarbeiter aus Schwerte soll für 16 Monate ins Gefängnis

Schwerte/Hagen – Auf einem Pressefoto der Stadt von 2017 posiert der von uns unkenntlich gemachte Mann (62) noch grinsend mit großem Blumenstrauß. Links neben ihm freut sich der damalige Bürgermeister Heinrich Böckelühr, rechts im Bild lächelt Linda Schmidt, die Personalratsvorsitzende. Seit Montagmittag hat der langjährige Stadtmitarbeiter jedoch nichts mehr zu lachen: Das Schöffengericht Hagen schickte ihn für ein Jahr und vier Monate hinter Gitter!

Hier gratulierten Heinrich Böckelühr und Linda Schmidt dem städtischen Mitarbeiter zum Jubiläum. Foto: Stadt Schwerte (Archiv)/Montage: Daniel Groß

„Seit 25 Jahren packt er für die Stadt Schwerte an“, wird der Stadtbedienstete im Pressetext gelobt. Was im Rathaus wohl niemand ahnte: Der Mann mit dem grauen Schnauzbart hat auch „heiße Ware“ angepackt — als Hehler! „In der kriminellen Szene war offensichtlich bekannt, dass er gestohlene Sachen ankauft“, so Richter Michael Brass,“er hortete zuhause ein ganzes Warenlager.“ Eine Strafaussetzung zur Bewährung war für den 62-Jährigen nicht mehr drin.

Denn bei der Durchsuchung seines Hauses am 22. November 2017 hatten Kriminalbeamte zahlreiche gestohlene Werkzeuge entdeckt – unter anderem einen Akku-Schrauber, eine Stichsäge, ein Ladegerät, eine Flex – und eine Bohrmaschine. Sämtliche Geräte stammten aus einem Einbruch in das Elsebad. Aber nicht nur das: In seiner Gartenlaube wurden 152 Mini-Tablets in grau sowie 124 Mini-Tablets in weiß gefunden. Diese Elektrogeräte stammten aus dem städtischen Bauhof. Sie seien ihm dort geschenkt worden, berichtete der Angeklagte. „Ich durfte sie mitnehmen. Sie wären sonst entsorgt worden.“ Tatsächlich, so bestätigte ein Kriminalhauptkommissar (50) als Zeuge, hätte der Baubetriebshof keinen Strafantrag stellen wollen: „Es bestand dort kein Interesse an einer Strafverfolgung.“

In seinem Schlafzimmer hatte der Angeklagte zudem bündelweise Geldscheine versteckt. Insgesamt 12.220 Euro. Der Stadtangestellte: „Im Schlafzimmer liegt das Geld doch besser als auf der Sparkasse. Ich wollte 20.000 Euro für ein Auto zusammensparen.“ Außerdem hortete er noch sieben Flachbildschirme im Keller: „Die wollte ich meinen Enkeln schenken, wenn sie mal groß sind.“

Die gestohlenen Werkzeuge bekam das Elsebad zurück

In der Zeit zwischen Montag, dem 25. September 2017, 20 Uhr und Dienstag, dem 26. September 2017, 8.15 Uhr morgens, waren Einbrecher über einen Zaun auf das Gelände des Elsebades gestiegen. Sie brachen mehrere Garagen, einen Kiosk und ein Rolltor zu einem Saal auf, durchsuchten Behältnisse und nahmen die Werkzeuge mit. Einer der Einbrecher, der inzwischen inhaftierte Zeuge N., soll später an der Haustür des Stadtmitarbeiters geklingelt und ihm die Werkzeuge zum günstigen Kauf angeboten haben. „Der unbekannte Mann hat mir fest zugesichert, dass es sich nicht um gestohlenes Gut handeln würde“, so der Angeklagte, „ich habe es dem Fremden geglaubt.“

„Ihre Einlassungen hier grenzen schon an die Verhöhnung des Gerichts“, stellte Richter Brass im Urteil fest. „Sie haben von Dieben die Beute angekauft, um sie hinterher zu versilbern. 276 Mini-Tablets nimmt man nicht mit, um sie nur für sich zu verwenden, sondern man betreibt einen Handel damit. Allein die Bargeldmenge im Schlafzimmer rundet das Bild eines gewerbsmäßigen Hehlers ab.“

Die Stadt Schwerte wollte zu der Verurteilung ihres Mitarbeiters keine Stellungnahme abgeben. Dort sei von der ganzen Sache nichts bekannt. Gegen das Urteil besteht die Möglichkeit der Berufung vor dem Landgericht. Der Verteidiger, der einen Freispruch gefordert hatte, wird wohl Berufung einlegen. (Az. 600 Js 504/18 – 64 Ls 90/18).

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