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„Du warst für uns alle ein ganz besonderer Mensch“ – Gottesdienst zur Entpflichtung von Pfarrer Dr. Klaus Johanning

„Du warst für uns alle ein ganz besonderer Mensch“ – Gottesdienst zur Entpflichtung von Pfarrer Dr. Klaus Johanning

Pfarrer Dr. Klaus Johanning wurde von seinen Aufgaben entpflichtet. Foto: Heike Kiefer

Von Heike Kiefer

Schwerte. Nun ist es endgültig: Pfarrer Dr. Klaus Johanning, der sich seit März bereits im Ruhestand befindet, wurde am 22. Mai in einem Festgottesdienst durch Superintendentin Martina Espelöer von seinen Aufgaben entpflichtet.

Zahlreiche Mitglieder aus Gemeinde und Familie teilten diesen Moment mit dem beliebten Pfarrer. Klaus Johanning hatte als Titel für den Gottesdienst ein Zitat von Thomas Mann gewählt: „Man kann sehr wohl in einer Geschichte sein, ohne sie zu verstehen.“ Pfarrer Hartmut Görler, Vorsitzender des Presbyteriums, dankte Pfarrer Johanning im Namen der gesamten Gemeinde aufs Herzlichste und nahm den Vers auf: „Du warst ein Teil dieser Geschichte, hast unsere Geschichte geprägt und hast uns immer mit der Geschichte Gottes in Verbindung gebracht. Dafür danke ich dir.“

Auch Superintendentin Martina Espelöer brachte ihre Wertschätzung zum Ausdruck und beleuchtete einige biographische Aspekte aus Pfarrer Johannings Werdegang. So hat er – für alle überraschend – 2016 den Kurs „Clown für Anfängerinnen und Anfänger“ besucht: „Für unsere Kirche war das ein ganz neuer Gedanke. Sie haben damit experimentiert: Nicht lächerlich machen, sondern zum Lachen bringen über sich selbst. Nicht Schenkel klopfend derb, sondern Narr sein für Christus.“ Sie zeigte großes Verständnis dafür, dass Christen sich – gerade heutzutage – manchmal schwer tun mit der Botschaft vom Friedenstiften und der Feindesliebe; ja sogar befürchten, sich lächerlich zu machen. Sie seien nicht allein damit, schilderte sie, so sei es bereits Paulus ergangen, wie man im 2. Korintherbrief nachlesen könne. Dabei lobte sie Pfarrer Johannings einfühlsamen Umgang mit Fragen aller Art: „Ihren Predigten habe ich ausgesprochen gerne zugehört. Immer gab es etwas Überraschendes, gegen den Strich Gebürstetes – und dabei mit einer Sanftheit, die jedem Raum geben kann.“ Sie dankte ihm für seine umfangreiche Arbeit für den Kirchenkreis und wünschte ihm und seiner Familie alles Gute für den neuen Lebensabschnitt.

Dr. Klaus Johannings Tätigkeitsbereiche waren vielseitig: Er war Gemeindepfarrer im Bezirk Villigst der Evangelischen Kirchengemeinde Schwerte und Jugendpfarrer, Synodalbeauftragter für die Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Iserlohn, Stadtkirchenpfarrer in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Hemer, Synodalbeauftragter für Homosexualität und Kirche, Vorsitzender des Gesamtpresbyteriums in Schwerte, in der Altenheimseelsorge und Krankenhausseelsorge tätig und hat die Umstrukturierung der Diakonie Schwerte, die heute mit zur Diakonie Mark-Ruhr gehört, begleitet.

Seine Predigt hielt er zu dem Text aus Lukas 11,9 f: Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan: „Gott möchte, dass wir erkennen, so wie er uns erkannt hat. Wir bleiben zeitlebens Suchende nach dem Lebenssinn“, erläuterte Pfarrer Johanning. Glauben sei für ihn nichts anderes als die Gewissheit, dass wir finden werden, und nahm dabei sein Gottesdienstmotto auf: „Wir werden als Suchende Teil von Gottes Geschichte. Wir sind beschenkt, weil wir suchen dürfen. Denn wenn wir suchen, finden wir.“ Zum Beispiel Antworten auf die vielen Fragen, die wir haben. „Und wenn wir sie gefunden haben, sind wir zu einem anderen Menschen geworden.“ Und wenn wir das einmal nicht allein schaffen, wünscht er uns Engel an die Seite, Menschen die uns helfen, gute Erfahrungen, „und dass wir nie aufhören zu fragen.“

Zahlreiche Mitwirkende trugen zur Feierlichkeit dieses besonderen Moments in Klaus Johannings Leben bei: Mitglieder aus Familie und Gemeinde sprachen bewegende Segensworte, die Pfarrer Tom Damm und Achim Dreessen sprachen das Fürbittengebet. Musikalisch begleiteten Dirk Achille (Gesang) und Iris Broszeit (Orgel), die Dr. Johanning mit ihrer bewegenden Interpretation von Leon Boellmanns Toccata aus der Suite Gothique ein ganz persönliches Geschenk machte. In der Zwischenzeit hatten fleißige Helferinnen und Helfer einen liebevollen Empfang vorbereitet. Das alles zeugte von der großen Wertschätzung, die Pfarrer Görler treffend wie immer auf den Punkt brachte: „Du warst für uns alle ein ganz besonderer Mensch.“

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