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Mit Gott per Anhalter ins Ungewisse – „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“

Mit Gott per Anhalter ins Ungewisse – „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“

Großer Rückhalt für die frisch ordinierte Pfarrerin (Mitte links: Superintendentin Martina Espelöer; Mitte rechts: Pfarrerin Anthea Haacke). Foto: Heike Kiefer

Schwerte. Der Sonntag Laetare war in diesem Jahr ein ganz besonderer Sonntag für die Evangelische Kirchengemeinde Schwerte. Anthea Haacke, die seit einem Jahr dem Team als „Pfarrerin im Probedienst“ angehört, wurde am 27. März in der St. Viktor-Kirche ordiniert. Sie fühlt sich wohl in der Schwerter Gemeinde, das war deutlich zu spüren.

Ihre Amtskolleginnen und –kollegen Claudia Bitter, Tom Damm, Achim Dreessen und Hartmut Görler, die auch die Fürbitten sprachen, freuen sich über ihre bereichernden Impulse. Der Vorsitzende des Presbyteriums, Pfarrer Görler, machte das auch gegenüber der mitwirkenden Superintendentin Martina Espelöer deutlich: „Ich danke Ihnen, Frau Superintendentin, dass Sie Anthea Haacke zu uns entsandt haben, die uns mit ihrer frischen und freundlichen Art richtig nach vorn bringt!“ Eine schönere Wertschätzung als Willkommensgruß kann man sich kaum vorstellen.

Mit viel Fingerspitzengefühl wies Superintendentin Espelöer in ihrer Ordinationsansprache zum Sonntag Laetare, dem Bergfest der Passionszeit, auf die Spannungen hin, die nicht nur eine junge Pfarrerin in der heutigen Zeit, sondern wir alle auszuhalten haben; zum Beispiel „die Erschütterung und Hilflosigkeit gegenüber der Brutalität eines Krieges, über rücksichtslose Macht, Gewalt und ein Taktieren zum Schaden von Millionen von Menschen.“ Anhand des Textes aus Jesaja 54, 7 ff legte sie dar, dass es auf mögliche Zweifel am Verständnis von Gottes Wirken keine einfache Antwort gibt, wir uns aber auf das Wort der Verheißung und der Hoffnung verlassen dürfen. Sie ermutigte Anthea Haacke und die zahlreich erschienene Gemeinde, es als Quelle und Richtschnur zu nutzen: „Haltet fest an der Verheißung: Das Blatt wird sich wenden. Ganz anders als gedacht, nicht logisch oder berechenbar. Vielmehr überraschend und nie mehr wegzukriegen, dieser Frieden, diese Hoffnung. Neues Leben wird sein.“

Die Ordination wurde durch die Superintendentin unter Mitwirkung von Pfarrer Hartmut Görler und Anthea Haackes Vater, Pfarrer Andres Michael Kuhn, vollzogen. Mitglieder aus Gemeinde, Freundes- und Familienkreis ergänzten bewegende Segensworte. Ihr Ehemann Tim Haacke, Öffentlichkeitsreferent des Evangelischen Kirchenkreis Iserlohn, machte den Moment mit seiner einfühlsamen Liedinterpretation zu einem ganz besonderen.

Anthea Haacke eröffnete ihre Predigt mit einer überraschenden Frage: „Sind sie schon einmal per Anhalter gefahren?“ Eine Fahrt mit einem Unbekannten kann Zweifel und Sorgen bereiten. Im ersten Buch Mose, Kapitel 12, rufe Gott Abraham zu solch einer Reise ins Ungewisse auf, schilderte die sympathische und energiegeladene Pfarrerin. Auch wir seien gefordert, uns neuen Herausforderungen zu stellen, eingefahrene Gewohnheiten zu überwinden und uns auf unsere Mitmenschen einzulassen – auch wenn es Ängste oder Unsicherheiten aufwirft. Den dafür erforderlichen Mut und die Zuversicht schenke Gott uns in seinem Segensversprechen: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ Für Anthea Haacke eins der schönsten Worte der Bibel, das sie zu ihrem Ordinationsspruch erwählt und sich sogar in den Talar hat sticken lassen. „Gott sieht dich und er will Gutes in deinem Leben“, verkündete sie voller Begeisterung, „Ich spüre das an meinen Freunden, in meinem Beruf und an den Herausforderungen, an denen ich wachse.“ Sie ermutigt uns, selbst ein Segen zu sein, indem wir liebevoll miteinander umgehen, unsere Mitmenschen unterstützen und einander Mut im Glauben zusprechen.

Sie bittet auch für die Menschen aus der Ukraine, die unter unsäglichem Leid aus ihrer Heimat fliehen müssen, „dass Gott auch dort Segen bringt und nicht Halt macht.“ Daran glaubt sie fest. Verkündigung und Ermutigung – zwei von vielen Stärken der motivierten Pfarrerin, die ihre Predigt mit den Worten beendet: „Wahrscheinlich werde ich meinen nächsten Urlaub nicht per Anhalter beginnen. Aber Gott strecke ich gern meinen Daumen mit einem breiten Grinsen entgegen – mal sehen wo’s hingeht!“ Auf geht’s – mit Gottes Segen.

Von Heike Kiefer

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