Hellweg-Lippe-Region. Kaum eine andere Branche ist derzeit in der Pandemie so gefragt, wie das Handwerk – so zeigt es auch die jüngst präsentierte Statistik der Handwerkskammer Dortmund. Die Zahl der Handwerksunternehmen in der Hellweg-Lippe-Region -das sind die Stadt Hamm und die Landkreise Soest und Unna gemeinsam- hat sogar um 80 zugelegt. „Die Gründe dafür liegen klar auf der Hand“, wie Kreishandwerksmeister Christoph Knepper betont. „Das Handwerk in unserer Region hat sich -auch bereits schon vor Corona!- als äußerst robuster Wirtschaftsbereich gezeigt. Aber insbesondere in jüngster Zeit haben viele Menschen die Dienstleistungen der Handwerksbetriebe vor Ort erst wieder so richtig zu schätzen gelernt: Alle waren froh, dass Handwerkerinnen und Handwerker (oft unter enormen, zusätzlichen personellen und wirtschaftlichen Belastungen!) weiterhin im Einsatz waren – während sich viele Verwaltungen ins Home-Office zurückgezogen haben. Im Handwerk gibt es täglich Erfolgserlebnisse, hier sieht jede und jeder, was am Ende des Arbeitstages gemacht, geschafft und erstellt worden ist: ganz handfest!“ Zudem meldeten viele Betriebe durchweg gut gefüllte Auftragsbücher. Was vielfach junge Handwerker/-innen motiviere, selbst unternehmerisch tätig zu werden – und das könne und solle wiederum auch Schülerinnen und Schülern ein Anreiz sein, eine Berufsausbildung im Handwerk zu starten, „denn aktuell haben wir noch 145 freie Praktikums- und Ausbildungsstellen zu vergeben!“
Gründer-Beispiel: Gülseren Dogan, Friseurin in Schwerte.
Die 52jährige steht seit jetzt 30 Jahren als Handwerkerin im Berufsleben, bislang immer als Mitarbeiterin. „Schon mein erster Chef wollte am liebsten, dass ich seinen Salon übernehme – aber da fehlte mir ja noch die Erfahrung.“ Diese kam mit der Zeit, und in den letzten Jahren immer wieder auch die Lust, es doch selbst zu versuchen. „2020 war dann -trotz Corona!- das richtige Angebot eines Ladenlokals da, und ich fragte mich selbst: Was gibt es zu verlieren?“ Die Anfangszeit als Gründerin sei zwar „sehr stressig“ gewesen, doch Steuerberater oder auch die Innung hätten sie sehr gut unterstützt. „Und da es jetzt nach meinen Vorstellungen läuft und ich meine eigene Chefin bin, habe ich vor allem eines: viel mehr Spaß bei und an der Arbeit!“
Die Handwerks-Innung als starke Gemeinschaft vor Ort rückte in dieser Pandemiezeit für die Betriebe ganz besonders in den Fokus. Viele engagierte Existenzgründer entschieden sich vor allem im Corona-Wirrwarr für eine Innungsmitgliedschaft. Für Existenzgründerin Dogan etwa war es von Beginn an gar keine Frage: „Zu einem guten Handwerksbetrieb gehört einfach auch das kollegiale Dabeisein und die Kooperation in der Innung. Verlässlich erreichbar und nicht im Home-Office verschwunden!“