Schwerte. Mit seiner Unterschrift unter den Kaufvertrag für das rund 240.000 Quadratmeter große Hoeschgelände hat Bürgermeister Dimitrios Axourgos am Montagabend einen entscheidenden Schritt für den Erhalt von rund 200 Arbeitsplätzen im Walzwerk des insolventen Unternehmens Hoesch Schwerter Profile gemacht. Der Vertrag ist einer von insgesamt drei miteinander kombinierten Verträgen, die von der Stadt Schwerte, der Jungheinrich/KION Group und dem gerichtlich bestellten Insolvenzverwalter, dem Dortmunder Rechtsanwalt Achim Thomas Thiele, am Montagabend geschlossen wurden.
Unter dem Vorbehalt der Zustimmung zuständiger Kartellbehörden steht damit fest, dass die Arbeit im Walzwerk am Standort Schwerte fortgesetzt werden kann. Achim Thomas Thiele hat den Mitarbeitern/-innen, die dauerhaft im Walzwerk und den zugehörigen Abteilungen beschäftigt werden können, das Angebot gemacht, die an sich zum 31. Mai 2021 gekündigten Arbeitsverhältnisse unbefristet weiterzuführen. „Ich freue mich sehr, dass es unter den gegenwärtig schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und nach mehr als einem Jahr der Fortführung des Betriebes im Rahmen des Insolvenzverfahrens gelungen ist, Investoren zu finden, die dem Geschäftsbetrieb und etwa 200 Arbeitnehmern und ihren Familien eine dauerhafte Perspektive bieten“, erklärte der Insolvenzverwalter.
Bürgermeister überglücklich
„Ich bin überglücklich, dass die Verträge so zustande gekommen sind“, sagte Bürgermeister Dimitrios Axourgos nach den geleisteten Unterschriften. Schon unmittelbar nach seiner Ermächtigung durch den Rat der Stadt Schwerte, sich in Verhandlungen für den Kauf des Grundstücks einzusetzen, hatte das Stadtoberhaupt von einem „Meilenstein“ gesprochen. „Wir haben uns für die Menschen, die Schwerte entscheidend mitgeprägt haben, ins Zeug gelegt. Neben den rund 200 Arbeitsplätzen des Walzwerkes sind zudem weitere Hunderte Beschäftigte, z.B. von Zulieferern, von der hiesigen Industrie abhängig.“
Intensive Verhandlungen
Die intensiven Verhandlungen zwischen dem Insolvenzverwalter, der Jungheinrich/KION Group und der Stadt Schwerte hatten Ende des Jahres 2020 begonnen und konnten nun zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Jungheinrich/KION Group sind bereits seit vielen Jahren wesentliche Kunden der HSP und wollen den Walzbetrieb als Joint Venture führen, das aber wie bisher auch andere Kunden beliefern wird. Das Joint Venture der beiden Industrieunternehmen erwirbt aufgrund der abgeschlossenen Verträge von dem Insolvenzverwalter das Walzwerk.
Die Stadt Schwerte kauft das Hoeschgelände und gewährt dem Joint Venture an der von dem Walzwerk benötigten Fläche ein Erbbaurecht. Da die Transaktion noch der Freigabe durch verschiedene internationale Kartellbehörden bedarf, gehen die Parteien davon aus, dass der Vollzug der Verträge im Sommer erfolgen kann.
Stadt verhandelte zwei Monate
Die Stadt Schwerte hatte Mitte Dezember Verhandlungen über den Grundstückskauf mit dem Insolvenzverwalter aufgenommen. Keine zwei Monate später liegt das gute Ergebnis vor, das nach Auffassung von Bürgermeister Axourgos auch Chancen für andere Betriebsteile der HSP wie das Ziehwerk, das Technikum sowie für das Presswerk der ebenfalls im Insolvenzverfahren befindlichen Hoesch Schwerter Extruded Profiles GmbH bietet. „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nicht versprechen, dass eine Weiterführung dieser Betriebsteile mit anderen Investoren gelingen wird. Aber wir werden auch hier alles geben, um Hoffnungen erfüllen zu können“, so Axourgos.
Insolvenzantrag in 2019
Die Hoesch Schwerter Profile GmbH hatte bereits am 19. Dezember 2019 einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hagen gestellt. Das Verfahren war am 1. März 2020 eröffnet worden. Da zunächst kein Investor gefunden werden konnte und das Unternehmen trotz eingeleiteter Sanierungsmaßnahmen Verluste erwirtschaftete, hatte der Insolvenzverwalter Ende Juni 2020 angekündigt, eine Ausproduktion einzuleiten und den Geschäftsbetrieb nach und nach bis Ende Mai 2021 einzustellen. Zugleich hatte er die Arbeitsverhältnisse der Beschäftigten gekündigt. Im Rahmen der Ausproduktion gelang es, den Geschäftsbetrieb der HSP durch Vereinbarungen mit wesentlichen Kunden zu stabilisieren und nahezu vollständig weiterzuführen.