Schwerte. Eine Exklusiv-Geschichte von MeinSchwerte hat am Wochenende ein bundesweites Medien-Echo ausgelöst: Unser Bericht über einen Polen (34), der tagelang hinter einer Stahltür „Am Derkmannsstück“ in Ergste gefangen gehalten, misshandelt und gequält worden war, sorgte für große Aufmerksamkeit von Hamburg bis München. Hier die Chronologie der Ereignisse – und was seitdem noch bekannt wurde.
Kaum war am Freitagabend (24. Juli) kurz nach 19 Uhr unsere Geschichte „Wurde hinter dieser Tür in Ergste drei Tage lang gefoltert?“ online, brach in den sozialen Medien ein Sturm der Entrüstung los. Die Exklusiv-Geschichte wurde heftig diskutiert und über 60-mal geteilt. Darauf wurde auch come-on.de (u.a. Lüdenscheider Nachrichten) aufmerksam, ein Portal, das zur Verlagsgruppe Dr. Ippen gehört. Es handelt sich im Verbund um eines der größten Nachrichten-Netzwerke Deutschlands. Das Foto von der aufgebrochenen Stahltür, das Lukas Pohland am Tatort aufgenommen hatte, wurde von dort angekauft und der Text von MeinSchwerte um wenige Informationen ergänzt.
„Fürchterliches Grauen“
Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hagen, hatte am späten Freitagabend gegenüber come-on.de erklärt: „Es gibt noch kein klares Bild von der Lage.“ Er bestätigte die Recherche von MeinSchwerte, ein Mann sei offenbar mehrere Tage gefangen gehalten und körperlich angegangen worden. Das Motiv: „Mutmaßlich ging es darum, Geld von dem Mann zu erpressen“, so Pauli, das werde aber noch ermittelt. Und dann ging es Schlag auf Schlag: Berichte über das „fürchterliche Grauen“ und das „schreckliche Verbrechen“ in Ergste erschienen unter anderem in den Portalen der Frankfurter Neuen Presse, im Sauerlandkurier, im Westfälischen Anzeiger Hamm, im Soester Anzeiger.
Noch größere Aufmerksamkeit erhielt der Fall, als Blaulicht-Reporter Alex Talash am nächsten Tag (Samstag, 25. Juli) am Tatort auftauchte. Er berichtete (zunächst online) für BILD: „Gefesselt, geknebelt, Zigaretten im Ohr ausgedrückt: Mann (34) soll tagelang gefoltert worden sein – Drei Männer wurden festgenommen“. Das Opfer, heißt es im Bericht, „wurde über Stunden traktiert, getreten und mit einer Flüssigkeit übergossen“. Anschließend sei der Geschädigte „an seinem Bett mit einem Kabel gefesselt, geknebelt und regelrecht gefoltert“ worden. Talash: „Unter anderem wurden Zigaretten im Ohr des Opfers ausgedrückt – wie in einem Aschenbecher.“ Die Peiniger hätten vom Opfer die Herausgabe von entwendeten Gegenständen verlangt und sie stahlen ihm Bargeld und die Geldkarte. „Nach BILD-Informationen haben polnische Behörden die Polizei in Schwerte auf den Vorfall aufmerksam gemacht.“ Die drei polnischen Peiniger wurden noch vor Ort festgenommen und sollen (wie das Opfer) in Deutschland für ein Sub-Unternehmen als Monteure gearbeitet und in einer Werkwohnung gelebt haben. Alex Talash weist in seinem Artikel korrekt darauf hin: „Zuerst hatte das Online-Portal meinschwerte.dedarüber berichtet.“
dpa berichtete für viele Medien
Samstagabend war das Folter-Haus in Ergste dann auch für die Deutsche-Presse-Agentur (dpa) eine Nachricht wert. Zitiert wird ein Polizeisprecher, mit den Sätzen: „Tatverdächtig sind drei Kollegen des Mannes“ und „Die Männer sind alle als Leiharbeiter tätig“. Die dpa-Meldung, zunächst noch mit dem Ursprungshinweis auf BILD, später geändert auf MeinSchwerte, wurde weit verbreitet: Unter anderem von der Westfalenpost (Hagen), der Süddeutschen Zeitung (mit Hinweis auf MeinSchwerte) und den Ruhrnachrichten Schwerte (ohne Hinweis auf MeinSchwerte). Am Sonntag (26. Juli) auf dem Onlineportal des WDR sowie im Portal von Funke-Medien, derwesten.de.
Am Sonntagvormittag war BILD-Reporter Alex Talash erneut in Ergste am Tatort – und hat mit Nachbarn gesprochen: Schon seit Jahren gäbe es Ärger mit den drei Häusern am Derkmannsstück, die an polnische Arbeiter vermietet würden. Sie gehörten alle demselben Vermieter, der damit gut Geld verdiene. Für die Anwohner bedeute es aber, dass wegen Prügeleien und Lärm häufig die Polizei kommen müsse, berichtet die Zeitung morgen (Montag, 27. Juli) in ihrer gedruckten Ausgabe.