HomeGericht

Brauchte dieser Tankstellenräuber dringend Weihnachtsgeld?

Brauchte dieser Tankstellenräuber dringend Weihnachtsgeld?

Schwerte/Hagen – Auf der Anklagebank im Landgericht Hagen sitzt ein Mann aus Schwerte (46), der zweimal die Tankstelle an der Reichshofstraße überfallen haben soll. Vor der 3. Großen Strafkammer werden ihm eine versuchte und eine vollendete besonders schwere räuberische Erpressung zur Last gelegt.

Der (maskierte) Tankstellen-Räuber kam stets kurz vor Heiligabend: im Dezember 2017 und ein Jahr später, im Dezember 2018. 14. Dezember 2017, der erste Fall. Der Räuber betritt um 20.02 Uhr die Tanke, zückt ein Messer und fordert den Kassierer auf: „Ey Alter, rück‘ die Kohle raus!“ Dann greift er in die Kasse, reißt gut 1.000 Euro in Scheinen daraus und flüchtet unerkannt mit der Beute.

Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Andreas Trode (Iserlohn). Foto: Helmut Ullrich

Der zweite „Besuch“, ein Jahr später, ging für ihn allerdings nicht so erfreulich aus: 19. Dezember 2018. Um 19.06 Uhr ist der maskierte Täter wieder in der Tankstelle an der Reichshofstraße. Erneut zückt er ein Messer und fordert Geld – doch die taffe Ehefrau (61) des Inhabers der STAR-Tankstelle lässt sich davon nicht beeindrucken und verscheucht den Maskierten ohne Beute. Sie muss heute noch im Prozess als Zeugin aussagen.

An den Augen erkannt

Ermittelt wurde der jetzt Angeklagte aufgrund von selbst gebastelten „Fahndungsplakaten“ mit Fotos aus der Überwachungskamera. Mitarbeiter wollen ihn „an den Augen erkannt“ haben. Verteidiger Andreas Trode (Iserlohn): „Wir bestreiten das pauschal.“ Kurios: Der Angeklagte, der sich derzeit in Untersuchungshaft befindet, wohnte nur wenige Häuser vom Tatort entfernt. Im Gerichtssaal erkennt sie den Angeklagten „an seinen Augen“ auf Anhieb wieder: „Ja, das ist er, da bin ich mir wirklich sicher. Als der Überfall passierte, wusste ich noch nicht, dass er aus Westhofen kommt.“

Die Zeugin berichtet: „Der Räuber war genauso angezogen wie das Jahr zuvor. Ich habe ihn vom Video sofort erkannt.“ Die STAR-Tankstelle wird mit acht Kameras bewacht. Auf dem Überwachungsvideo ist deutlich die Kleidung zu erkennen: Schwarze Lederjacke, darunter eine schwarze Kapuzenjacke sowie ein blauer Schal. „Der Täter hatte einen etwas merkwürdigen Gang.“

Er sagte: „Geld, Geld und fuchtelte mit dem Messer herum.“ Die mutige Chefin stellte sich ihm entgegen: „Hau ab, verschwinde! Hier kriegste nichts!“ Dann lief er weg. „Der hätte mir fast auf die Füße getreten.“ Der in der Anklageschrift genannte Betrag von „etwa 1.000 Euro“ stimmt nicht: „Die Beute betrug unter 500 Euro.“

image_print