Schwerte/Hagen – Sie träumten: Von Drogen im Kilobereich und tausenden Euro Gewinn. Ausgeträumt! Die beiden Dealer Ljubo F. (noch 27) und Sezer Ö. (32) aus Schwerte werden die nächsten Jahre hinter Gittern verbringen. Das Landgericht Hagen schickte jetzt den jüngeren Angeklagten für 2 Jahre und 10 Monate ins Gefängnis, seinen Freund sogar für drei Jahre. Dieser dürfte wohl noch länger „hinter schwedischen Gardinen“ bleiben. Denn er hat wegen „Handeltreiben mit Betäubungsmitteln“ noch eine anderthalbjährige Bewährungsstrafe offen, die wohl widerrufen wird. Beide Rauschgifthändler sind in der Schwerter Drogenszene übrigens keine Unbekannten. Ihnen klebte der zweifelhafte Ruf an, über „besonders guten Stoff“ zu verfügen.
Dabei wurde auch mit einer gewissen Rücksichtslosigkeit vorgegangen. Ljubo F. war ein sogenannter „Läufer“ und vertickte auf offener Straße das Marihuana – selbst an 17-Jährige. „Deshalb hat ihn die Kammer auch wegen unerlaubter Betäubungsmittel-Abgabe an Minderjährige verurteilt“, weiß Gerichtssprecherin Inga Papajewski. Eine besondere Strafverschärfung kam für die 6. Große Strafkammer unter Vorsitz von Richterin Dr. Bettina Wendlandt aber nicht in Betracht: Denn die jungen Konsumenten verfügten bereits über einschlägige Drogenerfahrungen.
Drogenplantage mitten in der City
Direkt in der Innenstadt von Schwerte hatte Ljubo F. eine Wohnung angemietet. Dort versuchte sich sein Freund, Mitangeklagter Sezer Ö., als professioneller Cannabis-Gärtner. Er legte im Hinterhof eine Plantage an. Die erforderlichen Materialien waren in den Niederlanden bestellt worden, entsprechende Fachkenntnisse stammten aus dem Internet. Um die gut 490 Cannabis-Setzlinge mit ausreichend Licht zu versorgen, wurde durch einen Bekannten sogar eigens eine Starkstromleitung aus der Wohnung nach nebenan gezogen. Auch für gute Durchlüftung musste gesorgt werden, weil die wuchernden Pflänzchen ekelig stanken.
Ein V-Mann der Polizei und eine spektakuläre Flucht
Was die beiden Schwerter weder wussten noch ahnten: Fast von Anfang an war die Polizei mit im Spiel. Kripobeamte hatten eine Verbindungsperson dort eingeschleust. Der V-Mann gab vor, zwei Kilo Marihuana für 15.000 Euro kaufen zu wollen. Sezer Ö. besorgte die gewünschte Ware. Am 7. März dann die vereinbarte Übergabe – und der überraschende Zugriff. Der Dealer versuchte noch, aus der City-Wohnung zu entkommen. Aus dem ersten Stock flüchtete er auf ein Vordach und wollte sich von dort an einem Fahnenmast herunter hangeln. Das ging mächtig schief. Der Mast knickte um, Sezer Ö. stürzte drei Meter in die Tiefe und verletzte sich schwer.
Seit ihrer Festnahme am 7. März saßen beide Angeklagten in Untersuchungshaft. Nach ihrer Verurteilung wird das auch so bleiben. Denn die Kammer hat eine vorläufige Haftverschonung wegen Fluchtgefahr abgelehnt. Für Ljubo F. besonders bitter: Er hat in der kommenden Woche Geburtstag, wird dann 28 Jahre alt. Aber hinter Gittern hat er wohl wenig Freude, diesen Tag auch zu feiern.