St. Viktor-Dach: Historische Untersuchungen bringen spektakuläre Erkenntnisse
Schwerte. Bahnbrechende Erkenntnisse zum Dach von St. Viktor lieferten jetzt Peter Barthold (Bauforschung) und Dr. Bettina Heine-Hippler (Praktische Denkmalpflege) vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Sie sind das Ergebnis von Untersuchungen im Rahmen der Sanierung des Dachs der Kirche am Markt in Schwerte.
So einen Baubefund habe sie in 30-jähriger Beraufslaufbahn noch nicht gesehen, erklärt Dr. Bettina Heine-Hippler vom LWL. Nachdem es im Jahr 1670 zu einem Brand der St. Viktor-Kirche gekommen war, war man davon ausgegangen, dass seinerzeit das komplette Kirchendach erneuert wurde. Doch Bauproben, die jetzt in Folge der Kirchendachsanierung entnommen wurden, sprechen eine andere Sprache.
Demnach wurde zwar ein nicht unerheblicher Teil des Kirchendachs im 17. Jahrhundert erneuert. Das Dach über dem Chor von St. Viktor wurde jedoch erst im Jahr 1770 gebaut. „Das Rätsel ist auf jeden Fall, wie das Dach in der Zwischenzeit ausgesehen hat“, erklärt Peter Barthold ohne bislang eine Antwort auf die Frage zu kennen. Hierzu soll weiter geforscht werden. „Jedenfalls ist das Dach über dem Chor viel jünger als gedacht“.
Nebendächer und Turmkonstruktion erheblich älter
Noch eine Überraschung: der damalige Brand hat das Dach von St. Viktor offenbar nicht vollständig zerstört. „Die Nebendächer und die Turmkonstruktion stammen aus 1470. Damit sind sie bedeutend älter“, erklärt Barthold. Das sei schon eine Überraschung gewesen. „Es ist in jedem Fall eine neue Erkenntnis, dass Nebendächer und Turmkonstruktion den überlieferten Brand überstanden haben“, erklärt Stadtkirchenpfarrer Tom Damm.
Dr. Heine-Hippler appellierte mit diesen neuen Erkenntnissen auch an die Stadt Schwerte: „Wir würden uns freuen, wenn die Stadt ihrer Verantwortung gerecht würde und die Sanierung unterstützt.“ Die Evangelische Kirchengemeinde Schwerte komme einer großen Verantwortung nach, die vor allem auch eine finanzielle Herausforderung darstelle. „Bislang unterstützt die Stadt Schwerte das Vorhaben gar nicht“, erklärt Ulrich Halbach, der Vorsitzende des Fördervereins St. Viktor und ehemalige Finanzkirchmeister. Es scheine schon bizarr, dass 1.200 Schwerter damals diese Kirche bauen konnten – man mit 48.000 Einwohnern aber wenig zur Instandhaltung beitragen könnte. Lobende Worte fanden sich aber vom LWL für die Unterstützung seitens des Landes Nordrhein-Westfalen durch Ministerin Ina Scharrenbach.
Und der aktuelle Finanzkirchmeister Ulrich Groth revidierte: „Wir erhalten viel ideelle Unterstützung durch die Stadt Schwerte.“ Dazu zähle auch die Begleitung durch die Denkmalbehörde.