Fiebersäfte für Kinder zeitweise knapp
Schwerte. Fiebersäfte für Kinder sind zeitweise knapp. „Wir sind in den Apotheken vor Ort zwar gut bevorratet, Nachbestellungen von Paracetamol-Säften sind zuletzt allerdings schwierig gewesen“, sagt Sarah Doll, Vorsitzende der Bezirksgruppe Unna im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).
Solche Lieferengpässe zu bewältigen, gehört in den Apotheken vor Ort längst zum Arbeitsalltag. „Grund dafür ist der zunehmende Kostendruck im Gesundheitswesen“, erklärt Thomas Rochell, AVWL-Vorstandsvorsitzender. „Dieser Kostendruck führt zu Konzentrationsprozessen.“ So hätten im Falle des Paracetamol-Saftes Medienberichten zufolge mittlerweile die meisten Hersteller die Produktion eingestellt.
Der Kostendruck soll auch mit eine Ursache für den Engpass beim Krebs-Medikament Tamoxifen gewesen sein: Einige Wirkstoff-Zulieferer hatten die Produktion eingestellt, weil diese für sie offenbar nicht mehr wirtschaftlich war. Häufig gibt es aufgrund des Preisdrucks weltweit nur noch wenige Produzenten für Arzneimittelwirkstoffe. Wenn dann bei einem der Wirkstoffhersteller Produktionsprobleme entstehen, können die wenigen verbleibenden Produzenten die Nachfrage nicht decken. Da die Wirkstoffe meist kostengünstig im Ausland, vielfach in Asien produziert werden, können auch Probleme in den Lieferketten zu Engpässen führen.
„In den Apotheken vor Ort finden wir aber in aller Regel für die Patienten individuelle Lösungen im Falle solcher Engpässe – so auch, wenn die Fiebersäfte knapp sind“, sagt Doll. Zum Beispiel könne nach Rücksprache mit dem Arzt ein anderer Stoff wie Ibuprofen verordnet werden – oder eine andere Arzneiform wie Zäpfchen und Tabletten. Die Apotheken wüssten Rat, wie diese auch kleinen Kindern zu verabreichen seien. „Und wir können in den Apotheken Arzneimittel selbst herstellen, auch Paracetamol-Säfte, sofern der Wirkstoff lieferbar ist. Wie wichtig diese Leistung ist, haben wir bereits zu Beginn der Corona-Pandemie gezeigt, als Desinfektionsmittel nirgends zu bestellen waren und wir diese dezentral in den Apotheken vor Ort produziert haben.“ Dies zeige, dass die Versorgung der Menschen gerade in schwierigen Situationen nur durch ein flächendeckendes Netz der Apotheken vor Ort möglich sei, betont Doll.
Deshalb dürfe dieses Sicherheitsnetz keinem weiteren Risiko ausgesetzt werden. „Die Feuerwehr muss allzeit rufbereit sein – und kann nicht erst gegründet werden, wenn es schon brennt“, so Rochell. Pläne der Politik, auf Kosten der Apotheken das Milliardendefizit der Krankenkassen auszugleichen, die jüngst kursierten, seien deshalb riskant. „Weitere Apothekenschließungen wären die Folge. Wenn es aber keine wohnortnahen Apotheken mehr gibt, die Lösungen finden, drohen solche Sparmaßnahmen letztlich, die Auswirkungen der alltäglichen Lieferengpässe für die Patienten zu verschärfen“, warnt Rochell vor Einschnitten.