Handwerk und Digitalisierung: Wie passt das zusammen?
Anzeige. Was kommt Ihnen beim Begriff „Handwerk“ als Erstes in den Sinn? Hemdsärmelige, kräftige Männer mit schweren Werkzeugen wahrscheinlich. Aber es gibt inzwischen auch sehr viele Frauen, die Handwerksberufe ergreifen, und: das Handwerk wird digital. Wie denn das, fragen Sie sich jetzt vielleicht.
„Mich kann kein Computer ersetzen“, sagen viele Handwerker, und in vielen Fällen stimmt das auch, trotzdem sind folgende Fragen aber vielleicht mal eine Überlegung wert:
- Kann Digitalisierung mir und meinen Mitarbeitern die Arbeit erleichtern?
- Kann ich mein bestehendes Geschäftsmodell durch ein digitales ergänzen oder ausbauen?
- Kann ich Dienstleistungen digital neu schaffen oder auf anderem Weg verkaufen?
Hierzu möchte ich nachfolgend drei Beispiele mit Anregungen geben.
Produktivere Baustellen mit digitaler Unterstützung
Smartphones und Tablets sind aus unserem Leben nichtmehr wegzudenken. Warum setzen wir sie dann nicht auch im Arbeitsalltag ein? Ein ganzheitliches digitales System, das Daten direkt von der Baustelle in Echtzeit in das Büro überträgt und umgekehrt. Digitale Bauakten, die allen am Projekt Beteiligten überall zur Verfügung stehen: Leistungsverzeichnisse, Materiallisten, Aufmaße, Arbeitsfortschritt und natürlich die Stundenaufzeichnungen der Mitarbeiter. Alle Daten liegen in Echtzeit vor, Materialbestellungen können direkt von der Baustelle angefordert werden, unnötige Warte- und Lagerzeiten werden verhindert. In der digitalen Akte werden Baustellenfotos und Anmerkungen/Notizen gespeichert, eine lückenlose Dokumentation gegenüber dem Auftraggeber liegt vor.
Der Informationsfluss zwischen allen Beteiligten wird besser, der Ablauf beschleunigt und die Kosten sinken.
Nie wieder Werkzeuge suchen
Im Handwerk herrscht – wie in fast allen Branchen – Fachkräftemangel. Die Auftragsbücher sind voll, altersbedingt scheiden Mitarbeiter aus, Nachwuchskräfte fehlen. Gezielte Digitalisierung kann helfen effektiver zu arbeiten, indem Betriebsabläufe so gestaltet werden, dass sie ggf. von weniger Mitarbeitern bewältigt werden können. Ein großer Zeitfresser gerade in Handwerksbetrieben ist die Nutzung und Pflege von Maschinen und Werkzeugen. Zum Beispiel, wenn benötigte Gerätschaften nicht auffindbar sind und gesucht werden müssen.
Hier kann ein digitales Bestandsmanagement mit smarten Werkzeugen helfen. Hierzu werden auf allen älteren Geräten Bluetooth-Module angebracht, neuere Werkzeuge sind meist eh schon smart und mit Sensoren ausgestattet, die über eine entsprechende Software vernetzt werden. Somit ist auch eine Standorterfassung der Geräte möglich, die sich speichern und über eine App z.B. abrufen lässt. Mitarbeiter können digital einsehen, ob alle benötigten Werkzeuge im Fahrzeug sind oder wo sich das benötigte Gerät befindet. Wartungsintervalle und TÜV-Termine können einfach hinterlegt, defekte Werkzeuge sofort gemeldet werden. „Verschwundene“ Arbeitsmittel können evtl. schnell entdeckt und wiedergefunden werden.
Durch den Zugriff auf den Werkzeugbestand können die Mitarbeiter selbständiger arbeiten, da alle Informationen vorhanden sind.
Traditionell und digital machen gemeinsame Sache
Das Handwerk, entstanden aus den Zünften, ist traditionell. Trotzdem oder gerade deshalb muss dies zukunftsorientiert weitergeführt werden. Hochwertige Arbeit, individuelle Beratung und bodenständig ortsgebunden? Nein, das Handwerk muss den Weg zum Kunden suchen, egal wo dieser ist.
Auch das Handwerk kann durch die neuen Möglichkeiten der digitalen Technologien neue Produkte und Dienstleistungen seinen Markt vergrößern oder erst (neue) Zielgruppen finden, indem die Leistungen bundesweit bekannt werden.
Hierbei sind, neben einer ansprechenden, modernen Internetpräsenz, die sozialen Medien der wichtigste Faktor. Für jeden Handwerksbetrieb ist die Präsentation seiner Produkte, Dienstleistungen und Ergebnisse in den sozialen Medien inzwischen ein Muss. Liken und teilen, mit den potenziellen Kunden online und in Echtzeit kommunizieren, sicht- und ansprechbar sein. Der Kunde will abgeholt werden, visuell.
Das Kundensegment lässt sich ausweiten, die Bekanntheit steigt, der Handwerksbetrieb wird zur Marke.
Dies sind nur drei Beispiele, wie Digitalisierung Ihr Handwerk vereinfachen und erfolgreicher machen kann. Entscheidend ist aber immer, die Mitarbeiter mitzunehmen und in die Entwicklungsprozesse einzubeziehen. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern muss dem betrieblichen Nutzen dienen.
Lassen Sie uns gemeinsam das Handwerk meistern!
Ihr Frank Winter, Steuerberater
Weichelt & Winter Steuerberatungsgesellschaft mbH