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Wurde hinter dieser Tür in Ergste drei Tage lang gefoltert?

Schwerte. Wir sehen eine aufgebrochene Stahltür, hinter der sich das Grauen abgespielt haben soll…

Dienstagnachmittag (21. Juli) erscheinen Polizei und Kripo an dem heruntergekommenen Haus „Am Derkmannsstück“ in Ergste. Im Durchgang zur Wohnungstür liegen aufgerissene Mülltüten mit leeren Bierpullen, Dosen und Wodkaflaschen. Links neben dem Eingang steht ein alter Holzstuhl.

Der Tatort, zu dem die Beamten gerufen wurden, ist eine schmutzige Bauarbeiterwohnung: Hier befreien sie einen schwerverletzten Polen (34) aus seinem Gefängnis. Drei Tage lang soll er dort von mehreren Landsleuten brutal gequält, sogar regelrecht gefoltert worden sein. Derzeitiger Ermittlungsstand: Das Opfer wurde mit einem Kabel gefesselt, bekam einen Knebel in den Mund   gedrückt, wurde immer wieder mit Tritten und Schlägen traktiert. Geradezu unvorstellbar: Die Peiniger sollen das Ohr ihres Opfers als „Aschenbecher“ benutzt und ihre brennenden Zigarettenkippen darin ausgedrückt haben!

Haftbefehle erlassen

Mittlerweile wurde eine der Türen durch die Polizei versiegelt. Foto: Lukas Pohland

Drei Tage lang, vom 18. bis zum 21. Juli, sei der Geschädigte hinter der Stahltür gefangen gehalten worden und hätte dort ein regelrechtes Martyrium erlitten. Die Beamten vor Ort riefen um 16.50 Uhr einen Rettungswagen zur Hilfe, der Schwerverletzte wurde mit Blaulicht ins Krankenhaus geschafft. Ihm geht es inzwischen besser. „Drei Personen sind noch am Tatort festgenommen worden“, bestätigt Polizeisprecher Christian Stein auf Nachfrage von MeinSchwerte. Mehr möchte er aber nicht dazu sagen. Die betreffende Wohnung ist derweil amtlich versiegelt.

Mittwochabend (22. Juli) verkündete eine Amtsrichterin im Polizeipräsidium Hagen Haftbefehle gegen zwei der festgenommenen Beschuldigten (26 und 28 Jahre alt). Einen Tag später wurde noch ein weiterer Haftbefehl gegen einen 23-jährigen Beschuldigten erlassen. Dessen Verteidiger Ihsan Tanyolu (Hagen-Dahl): „Mein Mandant befindet sich nunmehr in der JVA Attendorn in Untersuchungshaft.“

Staatsanwaltschaft ermittelt

Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft Hagen: Unter anderem wegen erpresserischen Menschenraubes, schwerer Misshandlung und Geiselnahme (Aktenzeichen 400 Js 2557/20). Insgesamt fünf Beschuldigte sind dort in dieser Sache erfasst. Es soll sich ausschließlich um polnische Arbeitskollegen, allesamt Sub-Unternehmer aus dem Baugewerbe, handeln. Staatsanwalt Bernd Haldorn: „Nächste Woche werden wir in der Lage sein, mehr dazu zu sagen.“