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Klimademo mit 300 Schülern und Live-Musik

Von Marc Kaiser

Schwerte – Damit hatte wohl niemand gerechnet: rund 300 Demonstranten fanden sich am Freitagmorgen gegen 8:30 Uhr vor dem Rathaus ein. Doch nicht nur deshalb war die Klima-Demo unter dem Motto #fridaysforfuture ein voller Erfolg. Die Schülerinnen und Schüler waren ausgerüstet mit zahlreichen, teilweise kunstvoll gestalteten Transparenten und Schildern. Alina Jagel, Felix Martin und Ann-Kathrin Moor heizten die Menge mit Live-Musik an. Mehrere emotionale Reden verwiesen auf den Kern der Sache: Die Rettung des Klimas nimmt eine neue Dimension an, die Kinder und Jugendlichen nehmen das Thema jetzt selbst in die Hand. Dafür bedankte sich u. a. Pfarrer Hartmut Görler, in Schwerte zuständig für die Kinder und Jugendarbeit, mit eindringlichen Worten.

Die Stimmung war ausgelassen. Es war zu spüren, wie sehr alle Beteiligten sich freuten, dass so viele gekommen waren. Und trotzdem lag ein bedrohlich Ernst über der Demo, den Alina Jagel in ihrer Eröffnungsrede zum Ausdruck brachte: „Dass es den Leuten, die da im Braunkohleausschuss sitzen, egal ist, was in 30 bis 40 Jahren ist, ist doch klar. Uns aber nicht! Wir sind hier, weil wir mehr Klimaschutz fordern. Die Politik soll die Probleme nicht mehr ignorieren. Sie sollen handeln! Denn uns rennt die Zeit davon.“ Die Redebeiträge bekamen stürmischen Applaus und Jubel, zwischen ihnen waren zahlreiche Ärzte-Songs wie „Deine Schuld“ zu hören.

Schulleiter war vor Ort

Deutlicher als Jugendpfarrer Hartmut Görler konnte ein Erwachsener zur Sache kaum werden: „Wir bilden uns unsere Meinung, aber wir ändern nichts. Wir kriegen den Arsch nicht hoch und machen einfach weiter wie immer. Wir sogenannten Erwachsenen. Nein, wir sind nicht erwachsen. Wir sind was den Klimawandel angeht Kinder. Wir verschließen die Augen vor der Wirklichkeit. Ihr aber steht hier und öffnet uns die Augen. Danke für euer Engagement, danke, dass ihr nicht so angepasst seid wie wir. Danke für euren Weitblick. Danke, dass ihr hier seid. Ich hoffe und wünsche uns so sehr, dass euer Einsatz und euer Mut auch andere anstecken: Lehrerinnen und Lehrer, Väter und Mütter, Chefs und Angestellte, Alte und Junge, und ich hoffe, dass auch meine Kirche eine klimabewegte Kirche ist oder wird.“

Stadtkirchenpfarrer Tom Damm hatte eigens für die jungen Menschen ein Gedicht mit dem Titel Gelbwesten-Protesten geschrieben, dass gut ankam. Auch Stadtplaner Adrian Mork gesellte sich aus dem Rathaus hinzu und bekannte Flagge. Währenddessen verbreitete sich das Gerücht, das FBG-Schulleiter Heiko Klanke auf dem Weg zur Demo sei und plötzlich erschien er auch am Rande der Menge, ließ sich aber nicht zu einer spontanen Rede hinreißen, während er gespannt den weiteren Verlauf der Demo beobachtete. Die Schüler freuten sich, dass es wenigstens einen Schwerter Schulleiter interessierte, was seine Schüler mit ihren Mitschülern allein auf die Beine gestellt hatten.

Redebeitrag von „Japdo“

Veranstalter Jonas Voß verlas eine Rede, welche die antifaschistische Jugendgruppe Japdo aus Dortmund vorbereitet hatte. Darin griffen sie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet an: „Herr Laschet, lassen sie sich zwei Sachen gesagt sein: Bei Demonstrationen geht es um Öffentlichkeit und augenscheinlich bringt eben dieses dem Unterricht fernbleiben genau diese Aufmerksamkeit.“ Auch gaben sie Tipps, wie mit Druck von Seiten der Schulen umgegangen werden könne: „Lasst euch nicht einschüchtern und verunsichern. Wenn ihr Probleme mit der Schule bekommt, sprecht mit euren SV’en, und wenn diese ebenfalls von der Schule zu sehr unter Druck gesetzt werden, wendet euch im Zweifel an die Landesschüler*innenvertretung.“

Marius Wilczynski, der sich für die Aktivisten im Hambacher Forst stark macht und im letzten Jahr Demos für Schwerter am Hambacher Forst organisiert hatte, ließ sich zu einem spontanen Redebeitrag hinreißen. Ihm brach fast die Stimme weg, so gerührt war er von den vielen Jugendlichen und auch er bedankte sich mehrfach, dass so viele gekommen waren. Die Demo endete pünktlich und friedlich um 10 Uhr. Etliche Menschen bleiben noch eine Weile, tauschten sich aus und der einhellige Tenor war: das müssen wir wiederholen. Die Veranstalter um Jonas Voß waren sehr zufrieden und dankbar für das Kommen so vieler Freunde der Sache. Die Schwerter Jugendlichen haben bewiesen, dass sie etwas auf die Beine stellen können, Demonstranten mobilisieren, alles organisieren, was zu einer Demo dazu gehört. Sie haben Hoffnung, sie kämpfen, sie werden weiter machen.

Unsere Fotostrecke mit Bildern von Pia Kersten:

So sah es vor dem Rathaus aus: