Schwerter Dealer vor dem Landgericht Hagen
Hagen/Schwerte – Hat ein Mann (24) aus Holzen Drogen an ein Kind (12) verkauft? Und: Diente der Baseballschläger, der in seiner Wohnung am Rosenweg neben dem Bett lag, dazu, im Ernstfall das Rauschgift-Lager zu verteidigen? Das Landgericht Hagen verhandelt seit heute (Freitag, 8. Dezember) diesen schwerwiegenden Fall.
Auf der Anklagebank: Der 24-Jährige, weiß-grau gestreiftes Sporthemd, das Haar mit einem Gummiband zu einem kleinen Zopf gebunden. In der Drogenszene kennt man den Mann aus Holzen unter den Deck-Namen „Jonny“ oder „John“. Insgesamt acht Vorwürfe, aus diesem Jahr und dem vergangenen Jahr, weist die Anklageschrift auf: Es geht um den unerlaubten Handel von Marihuana, zweimal sogar in größerer („nicht geringer“) Menge. Dummerweise hatte er das Rauschgift an einen von der Polizei beauftragten Mittelsmann verkauft.
Angeklagter gab Verkäufe zu
Die Marihuana-Verkäufe gab der Angeklagte über seinen Anwalt zu. Verteidiger Hans-Peter Maas (Dortmund) erklärte, der gelegentliche Drogen-Handel hätte seinem Mandanten nur dazu gedient, seinen Eigenkonsum von Marihuana zu finanzieren. Zwei Anklagepunkte wurden jedoch heftig bestritten: Die Abgabe von „Gras“ an einen 12-jährigen Jungen am 1. Mai letzten Jahres, sowie der bewaffnete Betäubungsmittel-Handel.
Den Namen des Jungen, dem er laut Anklage sogar angeboten hätte, für ihn auch als „Gras-Weiterverkäufer“ arbeiten zu können, „den habe ich noch nie gehört“, so der Angeklagte. Richter Jörg Weber-Schmitz hatte große Zweifel: „Wieso konnte das Kind dann Ihre Wohnung so genau beschreiben und der Polizei berichten: Er wohnt gegenüber dem Supermarkt?“
Der Baseballschläger, der bei der Hausdurchsuchung gefunden worden war, hätte der Verlobten des Angeklagten gehört und mit den Drogengeschäften nichts zu tun. Zum Beweis legte Verteidiger Maas eine Bestätigung des Berufskollegs Unna vor. Darin wurde bescheinigt, dass von der Schülerin im Unterrichtsfach Sport ein solcher Baseballschläger angeschafft werden sollte.
Mitten auf dem Marktplatz
Zu den eingeräumten Taten zählen Marihuana-Verkäufe am Schwerter Marktplatz, 10 Tütchen für insgesamt 100 Euro, am Lidl-Parkplatz in Westhofen (ebenfalls 10 Tütchen, wieder 100 Euro) und 44 Gramm für 390 Euro. Dabei wurde auch versucht, dem Polizei-Spitzel einen Kokain-Lieferanten zu vermitteln. Zu weiteren Rauschgift-Übergaben war es im Februar in der Sparkasse Schwerte und im März vor der St.-Viktor-Kirche gekommen. 80 Gramm Marihuana wechselten für 750 Euro den Besitzer. Im Schatten des Kirchturms bot der Angeklagte dem getarnten Verbindungsmann schließlich an, ihm für 6.500 Euro ein Kilo „Stoff“ liefern zu können.
Am 17. August fand im Rosenweg die Hausdurchsuchung statt. Dabei fanden die Ermittler neben dem Baseballschläger weitere 189,7 Gramm Marihuana. Seit diesem Tag sitzt der Anklagte in Untersuchungshaft. Der Prozess geht am kommenden Freitag (15. Dezember) weiter. Eventuell könnte an diesem Tag bereits das Urteil fallen.